Gesundheit beim Lagotto
Zuchtordnungen dienen der planmäßigen Steuerung und Förderung der Zucht reinrassiger Hunde der vom Klub betreuten Rassen nach den bei der F.C.I. hinterlegten Standards.
Die körperliche und wesensmäßige Gesundheit bleibt wichtigstes Zuchtziel, insbesondere die konsequente Bekämpfung von Erbkrankheiten. Diese Seite soll eine Übersicht aller rassetypischen Pflichtuntersuchungen beim Lagotto schaffen und gleichermaßen als Nachschlagewerk dienen:
Gentests mittels Blutuntersuchung
Juvenile Epilepsie
Juvenile Epilepsie existiert als eine erbliche Form der Epilepsie, die bereits im sehr jungen Alter auftritt. JE zeigt sich durch Anfälle bereits ab der 5. bis 12. Lebenswoche. Die Symptome zeigen sich meist nur zeitlich begrenzt und unterschiedlich stark. Die epileptischen Anfälle äußern sich so: leichtes Zittern, unsicherer Gang, Laufunfähigkeit und spastische (steife) Lähmungen.
Lysosomaler Speicherdefekt
Die Lagotto Speicherkrankheit ist eine neurodegenerative Speichererkankung und tritt erstmals im Alter von 4 Monaten bis 4 Jahren auf. Die häufigsten Symptome sind cerebelläre Ataxie, die zu Schlaganfällen im Kleinhirn führen können, Bewegungsstörungen, abnormale Augenbewegungen (Nystagmus) und Verhaltensstörungen (Rastlosigkeit, Aggressivität und Depressionen). Die meisten betroffenen Hunde müssen eingeschläfert werden.
Neuroaxonale Dystrophie (NAD)
Neuroaxonale Dystrophie bei Hunden, oft als NAD bezeichnet, ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die dazu führt, dass die Nervenzellen eines Hundes degenerieren können. Symptome können sein: Unkoordinierte Bewegungen, Zittern im Kopf- und Nackenbereich, stolpernde Bewegung.
Furnishing
In der Rasse gibt es manchmal die Veranlagung zu Nachkommen, die nicht das rassetypische Lockenhaar haben („Kurzhaarlagotto“). Diese Hunde sind nach Rassestandard zu disqualifizieren.
Bei der Verpaarung zweier Trägertiere können dann kurzhaarige Welpen (ohne "furnishing") fallen. Ein Test belegt, ob das jeweilige Zuchttier von dieser Mutation betroffen ist und hilft den Züchtern so, Kurzhaar-Lagotti zu vermeiden.
Vorgehensweise JE, LSD & Furnishing
Ein Trägertier wäre keinesfalls untauglich für den sowieso schon so schmalen Genpool unserer Rasse, sondern würde einer Zuchteinschränkung unterliegen. Bei dieser ist eine Verpaarung eines Trägers nur mit freien Tieren möglich. Mit diesem Verfahren kann sichergestellt werden, dass kein erkranktes Tier (+/+) in einem Wurf fällt.
Genetischer Fingerprint (DNA-Profil)
Mittlerweile ist auch für unseren Vierbeiner eine Abstammungs- und Identitätsbegutachtung mittels „Mikrosatelliten-Analyse" möglich. Mit Hilfe dieser molekulargenetischen Methode kann von jedem Hund ein individuelles und fälschungssicheres DNA-Profil angefertigt werden. Dieses ermöglicht einerseits eine zweifelsfreie Identifikation des Hundes. Zum anderen kann geklärt werden, ob Vater oder Mutter eines Welpen auch als tatsächliche biologische Eltern in Frage kommen. Auch diese genetische "Untersuchung" dient nicht (direkt) der Gesundheit: Genau wie das Furnishing wird sie in der Regel mit dem Einschicken der anderen Gentests auch bestimmt.
Untersuchungen des Bewegungsapparat
Hüftgelenksdysplasie
Unter Hüftgelenksdysplasie (HD) verstehen wir eine Fehlbildung der Hüftgelenke. Die beiden gelenksbildenden Knochen, die Gelenkspfanne und der Oberschenkelkopf passen nicht korrekt aufeinander. Die Fehlbildung tritt in der Regel beidseitig auf und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. HD entwickelt sich in den ersten 15 Monaten des Lebens eines Hundes und ist im Schnitt zu ca. 30% erblich bedingt.
Der Schweregrad ist dabei ausschlaggebend für die Zucht:
HD-Grad (FCI)
A = HD-frei
B = Übergangsform
C = leichtgradige HD
D = mittelgradige HD (Zuchtausschluss)
E = hochgradige HD (Zuchtausschluss)
Die HD-Untersuchung ist nach Vollendung des 15. Lebensmonats des Hundes möglich!
Zuchthunde mit leichter HD (C) unterliegen einer Zuchteinschränkung und dürfen nur mit A & B -Hunden verpaart werden. Hunde mit dem Grad D & E sind grundsätzlich von der Zucht ausgeschlossen.
Die Entwicklung der dysplastischen Hüftgelenke wird aber auch durch eine weitere wichtige Komponente beeinflusst: Der Ernährung!
An den zukünftigen Welpenbesitzern haftet somit also auch eine große Verantwortung. Eine Fütterung, welche den Hund sehr schnell wachsen und insbesondere schnell an Gewicht zunehmen lässt, fördert die fehlerhafte Entwicklung der Gelenke nachweislich, wenn der Hund auf Grund seiner genetischen Anlage zu HD neigt. Ein Hund mit einer Veranlagung zu HD kann sich also die Hüftgelenksarthrose geradezu anfressen! Diese Erkenntnis wäre theoretisch für einen Züchter von großem Nutzen. Durch Überfütterung seiner Hunde (was niemand möchte), könnte er jene entdecken, die trotz übermäßiger Gewichtszunahme gute Gelenke entwickeln, also genetisch unterdurchschnittlich stark mit HD-Genen belastet sind.
Zudem gibt es mittlerweile die Annahme, dass Aktivitäten im Welpen- und Junghundealter ebenso Verursacher sind.
Ellbogengelenkdysplasie
Die Ellbogengelenkdysplasie ist eine Fehlbildung des Gelenkes. Als wesentlicher Faktor wird eine Stufenbildung, also ein nicht exaktes Zusammenpassen der Gelenkflächen zueinander, angenommen. Die Erkrankung kann verschiedene Erscheinungsformen haben. Die Ellbogengelenkdysplasie beinhaltet mehrere wachstumsbedingte Erkrankungen des Ellbogengelenkes beim Hund. Sie ist, ähnlich wie die Hüftgelenkdysplasie, erblich und ernährungsabhängig und führt - je nach Erkrankung und Ausprägung - zu einer leichten bis schweren Lahmheit und zur Ellbogenarthrose.
Folgende Schweregrade werden unterschieden:
ED-Grad Radiologische Befunde:
ED-Grad 0: ED-frei
ED-Grenzfall: Übergangsform
ED-Grad 1: leichte ED
ED-Grad 2: mittlere ED
ED-Grad 3: schwere ED
Wie wird die Diagnose HD & ED gestellt?
Die Diagnosen HD & ED lassen sich anhand von Röntgenaufnahmen stellen. Die Auswertungen erfolgen durch die Gutachter der GRSK.
Patella
Die Kniescheibe (Patella) ist ein ovaler oder tropfenförmiger Knochen, der beim Hund viel kleiner als beim Menschen ist. Bei einem mittelgroßen Hund hat sie ungefähr die Maße eines kleinen Fingernagels. Als Patellaluxation bezeichnet man eine Verlagerung der Kniescheibe, bei der diese aus ihrer natürlichen Position springt und so den natürlichen Bewegungsablauf beeinträchtigt. Die Patellaluxation des Hundes tritt nicht bei allen Rassen gleich häufig auf, betroffen sind vor allem kleine Rassen wie der Zwergpudel, Yorkshire Terrier, Chihuahua oder Pekinese. Seltener leiden mittelgroße oder große Hunde an dieser Erkrankung. Hormonell bedingt haben viele Hündinnen in Läufigkeiten und Trächtigkeiten eine zeitweilige Luxation durch das Erschlaffen der Bänder. Patellaauswertungen sind in diesen Zeiträumen entsprechend nicht zu empfehlen.
Mit PL 0 bezeichnet man Hunde, die frei von Patella Luxation sind.
Wird bei einem Hund Patellaluxation festgestellt, wird diese in 4 Grade unterteilt: 1, 2, 3 und 4 – leicht bis schwer.
Zuchthunde mit PL Grad 1 unterliegen einer Zuchteinschränkung und dürfen nur mit freien Hunden verpaart werden.
Hunde mit dem Grad 2, 3 oder 4 sind grundsätzlich von der Zucht ausgeschlossen.
Während die angeborene Verrenkung hauptsächlich bei jungen Hunden in der Wachstumsphase vorkommt und entweder nur an einem oder an beiden Hinterläufen auftreten kann, geht die traumatische Form meist mit einer weiteren Beschädigung des Kniegelenks einher. Die Tierärzte nennen als Ursachen einer Patellaluxation beim Hund:
- eine genetische Disposition
- Fehlentwicklungen in der Wachstumsphase (zu flache Rollfurche; eine zu große oder zu kleine Kniescheibe; Achsenfehlstellung der Hinterbeine)
- starkes Übergewicht
- Wachstumsstörungen durch Ernährungsmangel im ersten Lebensjahr
- natürlicher Verschleiß der Gelenke im Alter
- eine mangelhaft ausgeprägte Muskulatur
- zu schwaches Bindegewebe
- traumatische Ereignisse, wie Unfälle oder Verletzungen
Augenuntersuchungen
DOK-Augenuntersuchung
DOK steht für Dortmunder Kreis, eine Vereinigung von ca 80 Tierärzten in Deutschland, die sich seit 1995 mit der Standardisierung der Untersuchung auf erbliche Augenerkrankungen befasst. Die DOK-Untersucher werden nach entsprechender Ausbildung und Erfahrung einer Prüfung unterzogen, um zertifiziert und für die Zucht-Untersuchungen zugelassen.
Bei zahlreichen Hunderassen besteht eine Veranlagung (Prädisposition) oder Erblichkeit für bestimmte Augenerkrankungen. Dazu gehören unter anderem der graue Star (Katarakt), die primäre Linsenluxation (PLL), der grüne Star (Glaukom) oder die progressive Retinaatrophie (PRA).
Wie und ob die einzelnen Erkrankungen vererbt werden, ist für jede Rasse unterschiedlich. Eine Untersuchung auf erbliche Augenerkrankungen anzuraten sollte etwa alle 2 Jahre wiederholt werden.
Primäre nicht-kongenitale Katarakt
In der Tierärztlichen Hochschule Hannover entwickelt:
OFFIZIELLER GENTEST AUF KATARAKT FÜR DEN LAGOTTO ROMAGNOLO
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